Einsamkeit im Alter

Gunhild Voigt aus dem AWO Haus am Burggraben © AWO Weser-Ems

Einsamkeit im Alter sichtbar machen: Eine berührende AWO-Aktion

PRESSEMITTEILUNG des AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.

Wie fühlt sich Einsamkeit an – und wie sieht sie aus? In Pflegeeinrichtungen der AWO Weser-Ems zwischen Nordsee und Osnabrücker Land haben sich zahlreiche Senioren dieser Frage mutig gestellt. Mit Bildern, Gedichten und Zitaten geben sie Einblick in eine emotionale Realität, die oft im Verborgenen bleibt. Das Ziel: Aufmerksamkeit schaffen, Verständnis fördern – und gegen die Einsamkeit im Alter ankämpfen.



Wenn Worte fehlen, sprechen Bilder

Schwarz, grau, leer – so sehen viele der Kunstwerke aus, die Bewohner in ihren Einrichtungen gestaltet haben. Sie zeigen emotionale Zustände, die oft schwer in Worte zu fassen sind. Heinz Döring (88) aus Wilhelmshaven schreibt direkt auf seine Leinwand:

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Einsamkeit im Alter
Heinz Döring aus dem Pauline-Ahlsdorff-Haus in Wilhelmshaven © AWO Weser-Ems

„Der Kopf ist leer. Ich bin traurig, kein Interesse, ich bin müde.“

Gunhild Voigt aus Leer malt sich selbst auf einer Bank, allein, schwarz-weiß – und ergänzt:

Einsamkeit im Alter
Gunhild Voigt aus dem AWO Haus am Burggraben © AWO Weser-Ems

„Keiner kennt den Anderen. Jeder ist allein.“

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Andere Beiträge drücken den Wunsch nach Nähe aus: „Ich möchte einfach mal in den Arm genommen werden“, heißt es. Oder auch: „Ich fühle mich von meiner Familie abgeschoben.“


Aber auch Hoffnung und Selbstakzeptanz

Nicht alle Werke bleiben in der Tristesse. Einige zeigen auch die positiven Seiten stiller Momente. Bärbel schreibt:

„Ich bin von vielen Menschen umgeben, die es gut mit mir meinen und immer ein liebes Wort für mich haben.“

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Einsamkeit im Alter
Claus Günther Jäkel aus dem Pauline-Ahlsdorff-Haus © AWO Weser-Ems

Im Marianne-Sternberg-Haus in Jever entdecken Bewohner durch die Distanz zum früheren Leben eine neue Nähe zu sich selbst. Eine Bewohnerin beschreibt:

„Ich genieße den Abend mit Ruhe. Aber ich wünsche mir auch tiefere Gespräche.“


Kreative Gemeinschaft gegen das Alleinsein

Von Collagen über Malaktionen bis zu Gruppenprojekten – in fast allen Einrichtungen der AWO Weser-Ems wurde gemeinsam gestaltet. Ob im Emder Gezeitenhaus mit Jugendlichen zum Zukunftstag, im Pauline-Ahlsdorff-Haus in Wilhelmshaven oder im Altenwohnzentrum Esens: Überall entstand Kunst voller Gefühl.

In Jever etwa entstand eine große Wand aus Zeitungsschnipseln, auf der Gedanken und Bilder miteinander verschmolzen. Julia Dräger, Mitarbeiterin bei der AWO, sagt dazu:

„Gerade wenn es um emotionale Themen geht, ist es wichtig, den Menschen Raum für Ausdruck zu geben. Das braucht Zeit – aber es ist wertvoll.“

Einsamkeit im Alter
Collage des Marianne-Sternberg-Haus in Jever © AWO Weser-Ems

Einsamkeit betrifft alle – und sie nimmt zu

Wenn wir an Einsamkeit denken, haben wir oft ältere Menschen im Kopf. Doch die Realität ist komplexer – und aktueller denn je. Studien zeigen: Einsamkeit nimmt insgesamt zu, und das quer durch alle Altersgruppen.

Laut dem Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung sind die Gründe vielfältig: klassische Lebensformen lösen sich zunehmend auf, familiäre oder kirchliche Netzwerke schwinden, digitale Kommunikation ersetzt den direkten Kontakt. Hinzu kommen persönliche Schicksalsschläge wie Krankheit, Jobverlust oder der Tod nahestehender Menschen.

Besonders alarmierend: Auch junge Menschen sind stark betroffen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung (2024) zeigt:

AltersgruppeMenschen mit Einsamkeitserfahrungen
16–30 Jahre46 % (davon 10 % stark einsam)
18–35 Jahre51 % (davon 12 % stark einsam)
36–69 Jahre37 % (davon 12 % stark einsam)

Quelle: Bertelsmann Stiftung – Einsamkeit junger Erwachsener 2024

Auch die psychischen Folgen sind gravierend. Laut dem Deutschland-Barometer Depression 2024 sehen 94 % der Befragten Einsamkeit als eine der wichtigsten Ursachen für Depressionen.

Quelle: Deutsche Depressionshilfe – Deutschland-Barometer Depression 2024


Was die AWO tut – und was wir alle tun können

Die AWO Weser-Ems unterstützt nicht nur in ihren Einrichtungen, sondern auch über offene Angebote, Beratung und Aktionen in der gesamten Region. Online zeigt eine Multimedia-Seite (Pageflow) sehr persönlich, was Einsamkeit bedeutet – und was hilft. Von Liebesgeschichten im Alter bis zu stillen Naturmomenten:
👉 Hier geht’s zur Pageflow-Reportage

Vorstand Thomas Elsner bringt es auf den Punkt:

„Unsere Mitarbeitenden leisten Unglaubliches. Ihre Herzlichkeit ist ein starkes Zeichen gegen die Isolation – und ein Appell an uns alle, genau hinzuschauen.“


Über die AWO Weser-Ems

Der AWO Bezirksverband Weser-Ems

Mit über 4.000 Mitarbeitenden bietet die AWO Weser-Ems soziale Dienstleistungen in rund 80 Einrichtungen – von Pflege über Kinderbetreuung bis hin zu psychosozialer Teilhabe und Beratung.

Als politischer Verband vertritt sie die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein.

👉Spenden und Mitmachen:
https://www.awo-ol.de/Aktuelles-Presse/Spenden/


Die Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Die AWO gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege.

Rund 300.000 Mitglieder, über 72.000 Ehrenamtliche und mehr als 242.000 hauptamtliche Mitarbeitende wirken bundesweit mit, um soziale Aufgaben zu bewältigen und den demokratischen Sozialstaat aktiv mitzugestalten.

👉Menschen und Jobs bei der AWO:
https://www.awo-ol.de/Aktuelles-Presse/Podcast/


Fazit: Einsamkeit braucht Sichtbarkeit – und Mitgefühl

Diese Aktion zeigt: Kunst kann Gefühle sichtbar machen, Gespräche anstoßen und Gemeinschaft fördern. Und sie erinnert uns daran, wie wichtig echte Nähe ist – besonders im Alter.

Einsamkeit im Alter
„Gefühls-Laub“ der Bewohner des geronto-psychiatrischen Bereichs in Wilhelmshaven © AWO Weser-Ems

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